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ifi-stiftung

ifigenie auf Abwegen

So mancher hat sich im vergangenen Herbst und Winter gefragt: Wo bleibt eigentlich die neue ifigenie? Und als sie dann dieses Jahr im Februar erschien, sah sie so ganz anders aus: klein im Format, als Taschenbuch, mit Zeichnungen. Was war denn da passiert?


Ab und an sticht uns Mitarbeiter der ifigenie der Hafer und wir begeben uns auf redaktionelle Abwege. 2005 warfen wir mit Futu-Ra einen Blick in die Zukunft und ließen eine Heft-Ausgabe mit Science-Fiction-Inhalt und einem doppelten Heft-Umschlag erscheinen. Das war, zugegebenermaßen, höchst irritierend. Nicht jeder hat damals verstanden, was wir wollten. Aber es war ein aufregendes Schreib-Experiment und wir hatten unsere Spaß an diesem Verwirrspiel.


Mit „Tjarks und die Talentsucher von Tavana“ verfasste das damalige Redaktionsteam 2010 eine gemeinsame Reiseerzählung, in der es fiktional auslotete, wie eine Gesellschaft ohne das traditionelle Familienkonzept funktionieren kann. Schon damals verteilten sich die Schreib-Parts auf unterschiedliche Autoren und Figuren. Aber jeder verfasste noch seinen eigenen Text in Word.


Und jetzt dies: eine ifigenie als Taschenbuch, farbig illustriert – und ausgerechnet zum Thema Fußball. Mit „Pokalfieber – Wie die Wohngruppe Werderfeld um den IFI-Cup kämpfte“ haben wir das Prinzip des sogenannten Co-Writings, also des gleichzeitigen Verfassens eines Textes durch verschiedene Schreiber, wieder aufgenommen.


Bei „Tavana“ ging es um das Thema „Familie“, das wir nur durch eine solche Konstruktion als Erzählung meinten greifen zu können. Dem Projekt „Pokalfieber“ ging die Idee voraus, das Thema „Glück“ in Verbindung mit den Hilfen zur Erziehung einmal darzustellen. So kamen wir auf die Idee, dieses Thema in Form einer Geschichte zu verpacken. Als Handlungssetting entschieden wir uns für den IFI-Cup, der doch für die Kinder und Jugendlichen der IFI jedes Jahr ein Highlight darstellt und das viele Beteiligte mit Glückserlebnissen im weitesten Sinne verbinden.


So schufen wir die fiktive „Wohngruppe Werderfeld“, in der sich die dort lebenden Kinder und Jugendlichen auf den nächsten IFI-Cup vorbereiten und dabei auch die Aufnahme eines neuen Jugendlichen bewältigen müssen. Jeder von uns schlüpfte in die Rolle einer/eines Jugendlichen und verlieh ihr/ihm seinen eigenen Charakter.


Natürlich spielen auch die Betreuer in dieser Geschichte eine gewichtige Rolle, müssen sie doch immer wieder die Wogen glätten, wenn Streit entsteht. Und was wäre eine Wohngruppe ohne ihre Hauswirtschafterin? In unserer Geschichte heißt sie Martha, und sie mischt sich gerne mal in ihrer resoluten Weise ein, wenn sie es für angebracht hält.

Zum Verfassen des gemeinsamen Textes nutzten wir diesmal das kostenlose Online-Schreibtool „Edupad“ (www.edupad.ch), in dem bis zu 15 Personen online gleichzeitig an einem Text arbeiten können. Dieser lässt sich dann in jede andere Gestaltungssoftware hineinkopieren (ist übrigens auch für andere berufliche Zusammenhänge sehr empfehlenswert!).


Unser Plan war tatsächlich, dass wir uns zu bestimmten Zeiten in diesem Schreibtool „treffen“, um von unseren weit verstreuten Schreibtischen aus an der Geschichte zu schreiben. Wie wollten auf diese Weise zu echten Dialogen kommen und authentische Auseinandersetzungen herbeiführen. Nun denn, das hat allein aus arbeitstechnischen Gründen nicht so ganz funktioniert, schließlich arbeitet die Redaktion, bis auf eine Ausnahme, ehrenamtlich. Aber dennoch: Es ergaben sich – hintereinanderweg sozusagen – schon Passagen, in denen wir untereinander direkt auf das reagierten, was die anderen zuvor erfasst hatten. Mir oblag dann die ehrenvolle Aufgabe, das Ganze in Form zu bringen und auch immer wieder die Dialoge zu moderieren und die Handlung in geordnete Bahnen zu lenken.


Um den Text optisch anzureichern, konnten wir Kathrin Baumgart gewinnen, die in ihrer Freizeit leidenschaftlich gerne zeichnet und unter anderem auch das Cover des neuen TRENT-Kochbuchs gestaltet hat. Kathrin erweckte einige unserer Charaktere zum Leben und stellte sie in den beschriebenen Szenen zeichnerisch charmant dar. Dafür ein herzliches Dankeschön!


Das Ergebnis dieses mehrere Wochen dauernden Schreib-Prozesses steht jetzt der öffentlichen Begutachtung zur Verfügung und ist auch im Buchhandel (ISBN 978-3-947399-05-5) und beim Verlag (www.profero-verlag.de) erhältlich. Gäste der IFI erhalten es kostenlos in der Geschäftsstelle.


Für uns Redakteurinnen und Redakteuren war es einmal mehr ein „schriftstellerisches“ Abenteuer, unsere Figur durch die wechselvolle Handlung zu bewegen, sie in Aktion zu setzen, sie reden zu lassen, und ihr auch die eine oder andere Eigenschaft zu verleihen, die auch ein wenig in das Innerste des jeweiligen Verfassers blicken lässt.






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